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Bildquelle: © Monica Cavalletti / Fotolia

Die Menschen sehnen sich in unserer komplexen Welt nach Echtheit und Handwerk. Winzer müssen lernen, dieses Bedürfnis für ihre Zwecke zu nutzen. Bildquelle: © Monica Cavalletti / Fotolia 

Weine aus dem Labor: Wie können sich Winzer in Stellung bringen?

Artikel

Was macht einen Wein zu einem großen Wein? Ist es allein sein Geschmack – oder gehört mehr dazu? Weil Winzer nun Konkurrenz aus dem Labor bekommen, ist es höchste Zeit, diese Fragen zu stellen. Ein Essay über Genuss, Erlebnis und pure Bedürfnisbefriedigung.

Es wird Zeit für Wein mit Charakter, über das Herkunftsland hinaus.

Wer kennt es nicht: das wohlige Gefühl, nach einer anstrengenden Woche den Freitagabend gemeinsam zu beginnen, mit einem Abendessen und einer guten Flasche Wein. Endlich Wochenende! Da darf es schon mal ein besonderer Tropfen sein.

Aber was macht diesen Tropfen zu etwas Besonderem? Ist es sein Preis? Seine Herkunft? Oder seine Farbe? Gefühlt darf Rotwein mehr kosten als ein Weißer. Kommen doch die großen Weine dieser Welt aus dem Bordeaux, der Toskana oder Kalifornien. Und ja, diese Regionen sind fast ausschließlich für ihre Rotweine bekannt. Ohne mit der Wimper zu zucken wären wir bereit, für einen großen Wein aus Frankreich mehr zu bezahlen als für einen hippen Wein aus Ungarn. Das Vorvertrauen ist riesig, nicht wahr?

Die Herkunft – ein großer Vertrauensspeicher

Wer erinnert sich nicht gern an seinen letzten Urlaub in einer Weingegend, etwa in der Provence oder der Toskana. Selbst wenn Sie noch nie dort waren: In Ihrem Kopf entstehen automatisch Bilder, von grünen Landschaften, sanften Hügeln mit verträumten Dörfern, die zum Anhalten einladen. Hervorragende, jedoch einfache Küche. Dazu wird ein regionaler Wein serviert, der zum einen schmeckt wie für das bestellte Essen gemacht und zum anderen aus dem Ort und seinen umliegenden Weinbergen stammt.

Diesen Moment würde man am liebsten festhalten und mit den Liebsten zuhause teilen. Das Mitnehmen einiger Kisten aus den drei bis vier Örtchen, die während des Urlaubs besucht wurden, ist selbstverständlich.

Zuhause angekommen – zurück im Alltag – möchten Sie an einem dieser Freitagabende das Genußerlebnis und die entspannte Urlaubsstimmung wiederholen. Sie öffnen dazu eine der mitgebrachten Flaschen, der Korken macht leise „plopp", doch leider: Nun schmeckt ihnen weder der Schinken aus diesem Dörfchen noch der so schön in Erinnerung gebliebene Wein. Vermutlich hat jeder von uns diese Enttäuschung schon einmal erlebt.

Das Erlebnis übertrumpft das Wissen

Woher kommt das? Verändert sich der Geschmack des Weins tatsächlich – oder lassen wir uns von unseren Erlebnissen täuschen?

Eines vorneweg: Natürlich hat die Lage, der Boden, das Klima und vor allem die Summe aus alldem – das Terroir – Einfluss auf den Geschmack des Weines. Eines jedoch haben alle Weine gemein: Sie werden aus Trauben produziert.

Das Prinzip ist relativ simpel erklärt: Je reifer die Trauben, desto höher ihr Zuckeranteil – also die Süße. Zucker verwandelt sich während der alkoholischen Gärung in Alkohol. Hat unsere Traube also viel Sonne gesehen und ist lange gereift, bekommen wir schwerere und eben auch alkoholischere Weine.

Jedoch kann, durch die Natur quasi limitiert, der Reifeprozess von der Blüte bis zur Traube nur einmal im Jahr ablaufen. Dazu kommt das Wetter als unsichere Komponente – Mutter Natur stellte die Weinbauern (und nicht nur die) in den vergangenen Jahren vor einige Herausforderungen. Frost während der Blütezeit ließ die jungen Triebe erfrieren. Im Herbst ruinierte starker Regen und Hagel kurz vor der Ernte mehr als 80 % der Erträge einiger Winzer in Europa. Hinzu kommt, dass der Weinkonsum seit 2000 weltweit um knapp 20 % gestiegen ist.

Das persönliche Erlebnis – wieviel ist es wert?

Wie könnte die Lösung aussehen? Werfen wir einen Blick ins Silicon Valley und auf das 2005 gegründete Startup AVA Winery. Seine Vision ist es, die großen Weine dieser Welt im Labor zu erzeugen. Ganz ohne Glück, den Weinberg mit perfektem Terroir zu besitzen oder einen Pakt mit der Natur zu schließen. Nein, dieses Trio aus Wissenschaftler, Chemiker und Sommelier braucht keine Trauben. Sie kreieren Bordeaux, Burgunder oder Toskanawein im Reagenzglas. Es ist Fake-Wein.

Was bedeutet das für unsere Urlaubserinnerungen und Freitagabende, wenn jeder Wein künstlich erzeugt werden kann – und das geschmacklich einwandfrei? Welchen Wert hat dann noch die Knochenarbeit, die Farmer, Winzer und Kellermeister leisten?

Herkunft versus Bedeutung

Würden Sie für einen Wein mit Herkunftszertifikat mehr Geld bezahlen als für einen Kunstwein aus dem Reagenzglas, der aber identisch schmeckt – wenn Sie doch wissen, dass der Wein nie wieder so gut schmecken wird wie an dem einen Abend auf der Terrasse eines kleinen Weinguts in der Provence?

Wenn die Herkunft nicht mehr das kaufentscheidende Kriterium ist, wie entsteht dann die Wertschätzung für ein handwerklich erzeugtes Produkt? Antwort: Indem eine Bedeutung erzeugt wird, die über die offensichtlichen Dinge wie Geschmack und Geruch hinaus geht:

  • Etwa mit der Geschichte des Winzers, der durch späten Hagel kurz vor der Ernte mit einem Espressolöffel bewaffnet beschädigte Trauben aus dem kleinen Traubenkluster pickt.
  • Oder der Ehrgeiz eines Winzers, der morgens vor Sonnenaufgang seine Trauben liest, um zu vermeiden, dass die Sonne die Photosynthese noch einmal vor der Ernte aktiviert, um Überreife und somit hohen Alkohol zu vermeiden.

Was verleiht dem Wein den Charakter, seine einmalige DNA? Diese kann in keinem Reagenzglas dieser Welt kopiert werden. Das macht den Unterschied.

Persönlichkeit ist der Schlüssel zur Wertschätzung

Die simple Entscheidungsmatrix, die während des Einkaufs in unseren Köpfen abläuft, ist durchaus verwunderlich. Es sind Sekunden, in denen wir entscheiden: Wein – Rot – Land – Preis.

Wie schafft man es, diese Kette zu durchbrechen? Wie beeindruckt man die Weinkonsumenten? Was macht den Unterschied zwischen Massenproduktion und Reagenzglas? Die Menschen sehnen sich in einer schnellen, komplexen Welt wieder nach Echtheit und Handwerk. Ich nenne das den „leisen Luxus". Der Begriff des „Conoisseur" bekommt in einer Zeit, in der die größte Sehnsucht nach Zeit und Selbstbestimmtheit herrscht, eine neue Bedeutung. Winzer müssen lernen, dieses Bedürfnis für ihre Zwecke zu nutzen und ihre Weine zu starken Marken zu machen.

Geschichten eines biologisch bewirtschafteten Betriebs, die Herausforderungen durch Klima und Mutter Natur, die Handlese im Herbst bis hin zur Produktion ohne Chemieeinsatz: Es wird Zeit für Wein mit Charakter, über das Herkunftsland hinaus.

Gebt den Menschen, wonach sie sich sehnen. Das fördert die Wahrnehmung und somit die Wertschätzung für Euer Produkt. Der Konsument kann nur wertschätzen, was er kennt. Es liegt an uns, die Grundlage für die notwendige Bedeutung zu schaffen – und sich damit zu behaupten – gegen die neuen Disruptoren aus dem Silicon Valley und die Massenproduzenten ohne Profil.

 

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Artikel? Wir freuen uns auf Ihre E-Mail.

 

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