
Ikea geht unter die Fahrradhändler. Doch die Versuchung, seine Marke auf viele neue Produkte auszudehnen, ist gefährlich. Viele Marken haben dafür schon teuer bezahlt.
Marke Ikea: Mit dem Fahrrad Sladda fährt sie in die falsche Richtung
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25. April 2016 ▪ Lesezeit: ca. 1:50 Min.
Fahrräder sind zu Statussymbolen avanciert. Früher musste ein Motorrad oder ein Auto dafür herhalten. Heute eignet sich ein besonderes Mountainbike, wenn der Fahrer etwas über seine Persönlichkeit und Leidenschaft aussagen will.
Nun hat der schwedische Möbelriese Ikea ein Fahrrad angekündigt: „Sladda“ soll ab August in den Ikea-Lagern zu haben sein. Für 699 Euro kein Schnäppchen – aber immerhin weitgehend wartungsfrei und in gutem Design.
Trotzdem: Ikea riskiert, seine Glaubwürdigkeit als Marke zu überdehnen. Ähnliche Experimente anderer Marken liefen ganz klar schief.
Etliche Autobauer verkaufen Fahrräder
Bisher waren es vor allem Automarken wie VW, BMW, Porsche und Mercedes, die etablierten Fahrradmarken wie Trek, Giant, Bulls oder Bianchi Konkurrenz machen wollten. Aber: Eine echte Fahrrad-Expertise haben sie nicht vorzuweisen.
Nur Opel wäre die Ausnahme: doch bereits 1937 endete die Produktion der Opel-Fahrräder in Rüsselsheim. Ganz anders ist es bei der Marke Peugeot: Die älteste Fahrradmarke Frankreichs gewann schon zehn Mal die Tour de France. Vom Rennrad, Mountainbike über Citybike bis zu E-Bikes haben die Franzosen die gesamte Palette im Angebot.
Wenn Autobauer auch Fahrräder in ihrem Produktportfolio führen, dann wollen sie ihr weitreichendes Engagement für Mobilität beweisen.
Doch zurück zu Ikea: Der schwedische Systemanbieter für Einrichtung, der ab 1950 mit seinem legendären IKEA-Katalog die Branche aufmischte, erweiterte sein Sortiment bereits vor vielen Jahren über seine 12.000 Einrichtungsgegenstände hinaus. Mit Erfolg: Wohnaccessoires, vom Teelicht bis zur Küchenschere, machen heute den Großteil des Umsatzes aus. Ebenso die Systemgastronomie mit Lachs, Eisgarnelen und Köttbullar.
Was haben Köttbullar und Sladda gemeinsam?
Die Erweiterung soll nun auch mit dem Ikea-Fahrrad Sladda gelingen: ein wartungsloser Riemenantrieb und eine Schaltautomatik nach Geschwindigkeit sowie eine Anhängerkupplung und eine Frontladeplatte sollen einen festen Platz im Sortiment garantieren.
Ob die » Etablierung gelingen wird, ist mehr als fraglich. So scheint der Versuch, mit dem Sorround-TV-System Uppleva den Samsungs und Panasonics dieser Welt Marktanteile streitig zu machen, nicht wirklich zu funktionieren. Wenn es um Elektronik geht, dann trauen Kunden der Marke Ikea nicht die Kompetenz zu – denn diese entwickelte sich im Möbel- und Gestaltungsbereich.
Ikea steht als Marke für Design und Do-it-yourself. Im selbst zusammengebauten Möbel hängt die ganze Emotion, das „Lego-Spiel“ für erwachsene Gestalter. In seinem Gastro-Angebot punktet Ikea mit schwedischem Touch und günstigen Preisen – und beides liegt in der DNA dieser Marke.
IKEA steht für Möbel, nicht für Bewegung
Bei Sladda hingegen fallen gleich drei dieser Werte weg:
- Der Käufer muss nicht selbst Hand anlegen.
- In Schweden scheint es keine besondere Fahrradkompetenz zu geben.
- Mit rund 700 Euro kostet es so viel wie eine einfache Ikea-Küchenzeile.
Die Versuchung, seinen guten Namen mit möglichst vielen Produkten in Verbindung zu bringen, mussten viele Marken schon teuer bezahlen. Ein paar Beispiele aus der Flopliste:
- der Parfüm- und Babybekleidungsausflug von Harley Davidson
- der Phaeton von VW
- die dekorative Kosmetik Linie Beauté von Nivea
- die Mona Lila Pralinen von Milka.
Für das Fahrrad Sladda werden Ikea-Kunden nicht vor den Einrichtungsläden Schlange stehen. Man glaubt Ikea die Kompetenz bei Möbeln und was dazu gehört, nicht aber bei Elektronik oder Mobilität.
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