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"Jeder Mitarbeiter konzentriert sich zu 100 Prozent auf die Qualität und Frische des Essens."

Markenführung

Vom No-Name-Lokal zur starken Gastro-Marke: „Ich biete nur ein einziges Gericht an“

09. Oktober 2012 - Malaysias Koch des Jahres Kok Choong Yeong verrät, warum Kulinarikfreunde vor seinem Restaurant Schlange stehen – obwohl Penang zu den Orten mit der größten Restaurantdichte der Welt gehört.

Christopher Spall: Mr. Yeong, hier in Georgetown, der pulsierenden Hauptstadt der Insel Penang, gibt es über zehntausend Gastronomiebetriebe, allein in Ihrer Straße Jalan Nagore sind es rund 15 Restaurants und Cafes, die alle irgendwie gleich aussehen. In dieser Überfülle an Gerüchen und Leuchtreklame fällt es schwer, die Orientierung zu behalten. Nur Ihr Restaurant » Golden BBQ Steamboat scheint allerdings richtig voll zu sein. Was ist Ihr Geheimrezept?

Starkoch Kok Choong YeongKok Choong Yeong: Nun, ich möchte, dass sich die Menschen in meinem Lokal wie zuhause oder bei Freunden fühlen. Ich sehe sie nicht wie Kunden an, sondern wie Freunde. Das bedeutet, dass sich jeder frei bewegen kann, soviel essen kann wie er will, so laut lachen kann wie er will. Das spüren die Menschen in meinem Restaurant. Diesen Ansatz praktizieren wir seit über zehn Jahren.

Spall: Viele Gastronomen glauben ja, dass eine große Anzahl verschiedener Gerichte der Garant für Erfolg ist. Was halten Sie davon?

Kok Choong Yeong: In meinem Restaurant gibt es nur ein einziges Gericht, das für Penang typische Steamboat, also verschiedene Fleisch -, Fisch- und Gemüsespezialitäten in einer mit südostasiatischen Gewürzen angereicherten Suppe. Deshalb haben wir auch keine Menükarte. Aber das wäre nicht genug an Spezialisierung, denn Sie kriegen dieses Gericht in unzähligen Küchen in Penang.

Deshalb haben wir uns etwas Besonderes ausgedacht: eine Kombination aus Barbeque und Steamboat. Beides bereitet der Gast selbst an seinem Platz zu, er wird zum Mitwirkenden des Geschehens, er erlebt Spaß am Grillen und Kochen unserer frischen lokalen Spezialitäten. Genau das hebt uns aus der Menge der unzähligen Kulinarik-Tempel und Garküchen in Penang heraus. Genau das macht uns zur Marke.

Spall: Wenn Sie keine Menükarte haben, wie können Ihre Gäste dann Getränke bestellen?

Kok Choong Yeong: Wir haben gar keine Getränke. Das heißt aber nicht, dass meine Gäste verdursten müssen. Jeder kann trinken, was er will. Allerdings werden die Getränke von der Bar nebenan bereitgestellt und an den Tisch gebracht. Das mag Sie jetzt verwundern. Aber ich will, dass sich jeder Mitarbeiter zu 100 Prozent auf die Qualität und die Frische des Essens konzentriert, damit Steamboat BBQ unvergleichbar ist und bleibt.

Spall: Wie machen Sie das Touristen glaubhaft, die nicht wie lokale Stammkunden wiederkommen?

Kok Choong Yeong: Wir nehmen jedes Jahr am Wettbewerb „Master Chef Competition“ teil, bei dem alle Köche Malaysias mitmachen können. Dabei wurden wir in der Kategorie „Local Food“ zur besten Küche Malaysias gewählt. Das haben wir nur durch unsere radikale Spezialisierung geschafft.

Spall: An einer Wand in Ihrem Restaurant hängen zahlreiche Interviews über die Auszeichnung und Urkunden. So sieht also Ihre Pressearbeit aus?

Kok Choong Yeong: Oh nein, diese Berichte und Artikel lancieren wir keineswegs gezielt. Es ist vielmehr so, dass wir diese scheinbar automatisch anziehen: Viele Reporter essen bei uns und fühlen sich wohl – wie bei Freunden eben. Und dann beginnen Sie, mit mir zu reden, so wie man mit Freunden redet. Unsere Marke ist wohl mittlerweile so stark, dass sie eine hohe Anziehungskraft besitzt. Diese macht es leichter, unser Steamboat BBQ zu vermarkten und im Wettbewerb mit den zahllosen anderen guten Restaurants zu bestehen.

Spall: Das heißt, Sie führen Ihren Erfolg weniger auf cleveres Marketing zurück als vielmehr auf eine klare Markenphilosophie?

Kok Choong Yeong: Exakt. Marketing hilft uns nicht. Wir bieten unseren Gästen einfach eine ehrliche und außergewöhnliche Leistung, im Service und in der Qualität unseres Essens. Da mache ich keine Kompromisse. Der Tourist aus Europa zahlt bei mir genauso viel wie der kleine Arbeiter aus Georgetown. Bei mir wird jeder gleich behandelt. Das macht unsere Marke wohl so attraktiv.

Spall: Auch die Gastromomen in Europa stehen vor der Herausforderung, sich von der Konkurrenz abheben zu müssen. Welchen Tipp würden Sie ihnen mit auf den Weg geben, damit sie sich mit ihrer Gastro-Marke nachhaltig profilieren und differenzieren können?

Kok Choong Yeong: Drei Dinge sind entscheidend: Das erste ist die offene Küche. Immer mehr Kunden wollen sehen, wie das Essen zubereitet wird. Durch Transparenz vermitteln Sie den Wert Ihrer Speisen viel besser, als wenn Sie dem Kunden eine Blackbox servieren.

Zweitens: Der Service sollte so gestaltet sein, dass sich Kunden wie zu Hause fühlen. Und drittens: Seien Sie bei der Qualität ihres Essens kompromisslos und spezialisieren Sie sich wo immer möglich. Der Geschmack darf sich ändern, aber die Qualität des Essens niemals. Und noch ein letzter Rat: Versuchen Sie’s mal mit einem Hauch asiatischer Gewürze in Ihren traditionellen europäischen Speisen. Ich verspreche Ihnen, die Zunge Ihrer Gäste wird tanzen.

Spall: Wie geht’s weiter? Haben Sie Pläne für die Zukunft?

Kok Choong Yeong: Ich will alte Zubereitungspraktiken wiederbeleben, die Rezepte unserer Vorfahren. Mit nur einer dieser Mahlzeiten konnten unsere Großväter einen ganzen Tag durchhalten, so viel Energie und Nährstoffe enthielten sie. Diese Rezepte und alten Gewürze will ich aus der Vergangenheit holen.

Spall: Mr Yeong, herzlichen Dank für das Gespräch – und das tolle Essen!

» Golden BBQ Steamboat

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